Zurück zum Blog
header image

Wie der anlagenspezifische Marktwert sich auf Ihr Dienstleistungsentgelt auswirkt

7. März 2025

Der anlagenspezifische Marktwert ist mit entscheidend für die Höhe der Direktvermarktungskosten Ihrer Anlagen. Doch was steckt dahinter und wie berechne ich den anlagenspezifischen Marktwert?

Wenn Ihre Anlage noch durch das EEG gefördert wird, dann zahlt Ihnen der Direktvermarkter zumeist den energieträgerspezifischen Marktwert abzüglich eines Dienstleistungsentgeltes aus. Also unabhängig davon was Sie für eine Anlage (Hersteller, Turbinentyp, Datum der Inbetriebnahme, etc.) haben und wo Ihre Anlage steht, vergütet Ihnen der Direktvermarkter jede produzierte Megawattstunde mit demselben Preis - nämlich dem energieträgerspezifischen Marktwert. Dieser ist ein Durchschnittspreis für einen Referenzpool an Anlagen, der auf Monats- und Jahresbasis von den Übertragungsnetzbetreibern berechnet und auf Netztransparenz veröffentlicht wird. Im Februar 2025 betrug der Monatsmarktwert für „Wind an Land“ beispielsweise 115,91 €/MWh.

Screenshot 2025-04-17 at 18.13.00.png

Veröffentlichung der energieträgerspezifischen Marktwerte auf Netztransparenz

Gleichzeitig unterscheiden sich jedoch die Einnahmen des Direktvermarkters für jede Anlage. Denn der Driektvermarkter erlöst seine Einnahmen mit Ihrer Anlage am Spotmarkt (zu einem Großteil am Day-Ahead-Markt und zu einem kleineren Teil am Intraday-Markt). Die Preise am Day-Ahead-Markt und am Intraday-Markt ändern sich stündlich bzw. vierstündlich. Je nachdem wann und wieviel Ihre Anlage einspeist sowie wo die Spotmarktpreise gerade liegen, schwanken auch die Erlöse des Direktvermarkters.

Diese Schwankungen können:

  • a) zum Vorteil des Direktvermarkters sein:
    Mit einer Windanlage, die immer dann besonders viel Strom produziert, wenn die Preise am Spotmarkt hoch sind, erlöst der Direktvermarkter im Schnitt mehr als der energieträgerspezifische Marktwert (z.B. eine neue Windenergieanlage in Süddeutschland). Die Anlage läuft dann besser als der Referenzpool und hat deshalb einen positiven anlagenspezifischen Marktwert.
  • b) zum Nachteil des Direktvermarkters sein:
    Mit einer Windanlage, die immer dann besonders viel Strom produziert , wenn die Preise am Spotmarkt niedrig sind, erlöst der Direktvermarkter im Schnitt weniger als den energieträgerspezifischen Marktwert (z.B. eine ältere Windenergieanlage in Norddeutschland). Die Anlage läuft dann schlechter als der Referenzpool und hat deshalb einen negativen anlagenspezifischen Marktwert.

Die Differenz zwischen (Spotmarkt-)Einnahmen und (energieträgerspezifischer Marktwert-)Auszahlungen sind der Haupttreiber für die großen Unterschiede bei den Dienstleistungsentgelten unterschiedlicher Anlagen.

Anhand eines fiktiven Beispiels wird der Unterschied deutlicher: Stellen Sie sich zwei Windenergieanlagen vor:

  • eine neue Windenergieanlage A im Süden und
  • eine ältere Windenergieanlage B im Norden.

Beide haben im Februar 2025 1.750 MWh produziert. Die Betreiber der Anlagen bekommen von Ihren Direktvermarktern beide die Einspeisung mit dem energieträgerspezifischen Monatsmarktwert (115,91 €/MWh) vergütet und in Summe 202.843 € ausbezahlt –> 1.750 MWh x 115,91 €/MWh.

Dank des vorteilhaften Einspeiseprofils von Anlage A, konnte der Direktvermarkter mit Anlage A jedoch 5.250 € mehr am Spotmarkt einnehmen (durchschnittlich 118,91 €/MWh) als er an Marktwert (115,91 €/MWh) ausbezahlt hat. Der anlagenspezifische Marktwertvorteil von Anlage A ist damit positiv und beträgt 3 €/MWh, d.h. der Direktvermarkter hat im Schnitt mit jeder eingespeisten Megawattstunde 3 € mehr eingenommen, als er dem Betreiber ausbezahlt hat.

Anlage A.png

Einnahmen und Ausgaben des Direktvermarkters bei Windenergieanlage A

Für Anlage B konnte der Direktvermarkter am Spotmarkt dagegen nur 199.168 € an Einnahmen erzielen. Da er trotzdem 202.843 € an den Betreiber auszahlen muss, macht er mit der Anlage einen Verlust von 3.675 €. Der anlagenspezifische Marktwertnachteil im Beispiel B ist negativ und beträgt –2,1 €/MWh, d.h. der Direktvermarkter hat für jede eingespeiste Megawattstunde 2,1 € draufgezahlt.

Anlage B.png

Einnahmen und Ausgaben des Direktvermarkters bei Windenergieanlage B

Bei Anlage B wird der Direktvermarkter sein Dienstleistungsentgelt deshalb entsprechend (mindestens 2,1 €/MWh) höher ansetzen, damit er mit der Vermarktung der Anlage keine Verluste macht.

Bei Anlage A kann der Direktvermarkter wiederum ein wesentlich günstigeres Angebot anbieten, da er seine Marge und Teile seiner Vermarktungskosten (beispielsweise Fixkosten für die Handelsinfrastruktur) mit den Mehreinnahmen vom Spotmartk decken kann. Bei Anlagen mit einem besonders großen positiven anlagenspezifischen Marktwertvorteil können die Direktvermarkter sogar negative Dienstleistungsentgelte anbieten und geben einen Teil der Mehrerlöse vom Spotmarkt an den Betreiber weiter. In diesem Fall könnte der Betreiber auch in die Spotvermarktung wechseln, um noch stärker von den Mehrerlösen zu profitieren (allerdings mit dem Risiko bei einem Absinken des anlagenspezifischen Marktwertvorteils weniger als den energieträgerspezifischen Marktwert zu erlösen).

Das Beispiel zeigt, wie es zu großen Unterschieden der angebotenen Dienstleistungentgelte bei unterschiedlichen Anlagen kommen kann. Da jedoch die Direktvermarkter oft die zukünftige Entwicklung des anlagenspezifischen Marktwertes sehr unterschiedlich einschätzen, können auch die Direktvermarktungsangebote für eine Anlage stark schwanken. Es lohnt sich deshalb viele Vergleichsangebote einzuholen, um den Direktvermarkter zu finden, der den optimistischsten Ausblick für den anlagenspezifischen Marktwert hat.

Fazit:

Der anlagenspezifische Marktwert hilft Ihnen die unterschiedliche Höhe der angebotenen Dienstleistungsentgelte bei unterschiedlichen Anlagen besser zu verstehen. Außerdem hilft Ihnen der anlagenspezifische Marktwert bei der Entscheidung, ob es sich eventuell lohnt das Preis- bzw. Marktwertrisiko selbst zu tragen und in die Spotvermarktung zu wechseln. Deshalb rechnen wir für jeden Wind- und Solarpark für Sie immer auch den anlagenspezifischen Marktwert aus. Diesen finden Sie für jedes Kalenderjahr auf der Detailseite Ihres Parks. Damit bekommen Sie auch ein Gefühl für die Schwankungen des anlagenspezifische Marktwert von Jahr zu Jahr.

Anlagenspezifischer Marktwert.png

Darstellung des anlagenspezifischen Marktwertes im Dashboard eines Bestandparks

Wenn Sie Fragen zum anlagenspezifischen Marktwert haben und wie dieser sich berechnet, melden sich gerne bei uns.